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Individuelle Bestattungen – alles nur eine Modeerscheinung?

Welche Bestattungsunternehmen neu am Markt sind und mit welchen Angeboten sie sich von klassischen Familienunternehmen unterscheiden, wissen wohl vorwiegend Menschen, die selbst in der Branche aktiv sind. Kein Wunder – hat man mit einem Bestatter in der Regel nur dann zu tun, wenn man ihn gerade benötigt. Die restliche Zeit beschäftigt man sich eher ungern mit allem, was mit dem Themenfeld Tod und Sterben zu tun hat. Doch wer die Bestattungsbranche beobachtet, weiß, dass derzeit ein Schlagwort in aller Munde ist: das der Individualität.

Bestattungen, so meinen viele, laufen seit Jahrzehnten nach einem immergleichen Muster ab. Viel Platz für außergewöhnliche Wünsche schien es da nicht zu geben. Du warum auch? Ist es nicht in der akuten Schocksituation nach dem Tod einer geliebten Person ganz gut, wenn man weiß, was zu tun ist und nicht unter Druck steht, sich etwas Originelles einfallen zu lassen? Nicht ganz: Auch wenn Rituale für die kollektive Trauer unheimlich wichtig sind, legen immer mehr Menschen Wert darauf, ihre eigenen Vorstellungen von einer gelungenen Bestattung zu realisieren.

 

Es ist mehr erlaubt, als man denkt

Bestattungen sind in Deutschland ein gesetzlich streng geregeltes Feld, in dem oft von „Zwängen“ die Rede ist. Es gibt beispielsweise einen „Sargzwang“, einen „Bestattungszwang“ und einen „Friedhofszwang“. Und tatsächlich sind bestimmte Dinge hierzulande nicht einfach möglich: So ist unter anderem nicht gestattet, die Urne mit der Asche einer verstorbenen Person mit nach Hause zu nehmen und dort dauerhaft aufzubewahren. Dennoch gibt es immer mehr Bestattungsunternehmen, die ausdrücklich damit werben, dass sie Bestattungen individuell gestalten und sehr viel möglich machen können, was auf den ersten Blick nicht machbar scheint.

Es ist eine unbestreitbare Tatsache, dass sich neben der klassischen Erd- und Urnenbestattung auf dem Friedhof in Deutschland weitere Bestattungsformen etabliert haben. See- und Friedwaldbestattungen gehören längst zum Alltag der meisten Bestattungshäuser. Immer häufiger werden auch Almwiesenbestattungen in der Schweiz angeboten, Tree-of-life-Bestattungen, Diamant-Bestattungen oder auch die sogenannte „Reerdigung“, eine ökologisch besonders nachhaltige Bestattungsart.

Dass so viel möglich ist, liegt einerseits daran, dass sich der Gesetzgeber allmählich öffnet, was Bestattungen angeht. Andererseits gibt es Grauzonen, Gesetzeslücken und die Möglichkeit, einen Teil oder die gesamte Bestattung über benachbarte Länder mit liberalerem Bestattungsrecht zu organisieren. Individuelle Bestatter kennen diese Kniffe und informieren ihre Kunden gern über die Vielfalt an Optionen, die diese bis vor Kurzem sehr klassisch arbeitende Branche dramatisch verändern.

 

Von der Trauer- zur Lebensfeier

Es muss aber nicht immer gleich der Wunsch nach einer außergewöhnlichen Bestattungsart sein, mit der sich Angehörige an individuell arbeitende Bestatter wenden. Oft ist es auch die Bitte um eine Trauerfeier, bei der eher das Leben als der Tod im Vordergrund steht, die von alternativ arbeitenden Bestattungshäusern umgesetzt werden soll. Von Livemusik über außergewöhnliche Grabbeigaben oder einen bunt angemalten Sarg bis hin zum Feuerwerk oder einem spirituellen Ritual ist fast alles möglich, was sich die Angestellten wünschen oder was der Verstorbene vor seinem Tod geregelt hat. Denn auch das gibt es immer häufiger: Viele Menschen haben das Bedürfnis, schon vor ihrem Tod selbst festzulegen, wie die Trauerfeier ablaufen soll. Das macht es für die Angehörigen oft leichter, sich mit dem Tod des geliebten Menschen auseinanderzusetzen, ohne sich wegen der zahlreichen zu treffenden Entscheidungen überfordert zu fühlen.

 

Individuell trauern und gedenken

Auch unsere Grabmale aus Holz tragen dem Wunsch nach mehr Individualität Rechnung. Immer wieder hören wir von unseren Kunden, dass der Mensch, den sie betrauen, ganz besonders war. Und wer besonders ist, zu dem passt schließlich kein Standard-Grabstein. Individuelle Bestattungen und individuelles Gedenken sind definitiv keine Modeerscheinung. Sie sind für einen offeneren Umgang mit dem Thema Tod unerlässlich. Ob traditionelle Sargbestattung oder klassischer Grabstein – was wir seit Jahrzehnten für normal hielten, wird für immer einen Platz in der Gesellschaft haben. Wer mehr Individualität fordert, sollte auch so tolerant sein, anzuerkennen, dass manche Menschen mit bekannten Abläufen am besten zurechtkommen.

Wir begrüßen es, dass Bestatterinnen und Bestatter bereit sind, die einzigartigen Wünsche ihrer Kunden zu erfüllen. Auch Friedhofsverwaltungen zeigen sich oft sehr viel toleranter, als es ein Blick in die Friedhofsverordnung vermuten ließe. So müssen wir an unseren Grabkreuzen und Holzstelen zwar gelegentlich kleinere Anpassungen vornehmen. Es ist allerdings noch nie vorgekommen, dass eines unserer Grabmale aus Holz nicht genehmigt wurde. Es wäre doch auch schade, wenn in einer Zeit, in der individuelle Lebensentwürfe so bunt sind wie nie zuvor, ausgerechnet das Sterben als standardisierter Prozess abgetan würde. Es ist vielmehr wichtig, Menschen zuzuhören, ihre Wünsche zu erfahren und innerhalb der Bestattungsbranche, der Politik und der Gesellschaft darüber zu diskutieren, welche Regeln wir für das Gedenken an Verstorbene wirklich benötigen.

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